Pressemitteilung – 29. September 2011

Società culturale/Pgi Bregaglia 400asa&Churer Ensembl

Veranstalter c/o Romana Walther romana.walther@pgi.ch T 081 822 17 11 H 078 734 11 96

28. September 2011

MEDIENMITTEILUNG

e400asa, Churer Ensemble, Società culturale/Pgi Bregaglia und Migros Kulturprozent präsentieren

C’era una volta Jürg Jenatsch
Palazzo Castelmur, Coltura (Bergell)

Freitag, 21. Oktober 2011, 20:00

Samstag, 22. Oktober 2011, 20:00

Mit: Philippe Graber, Luc Müller, Meret Hottinger, Thomas Reisinger, Philipp Stengele, Kaspar Weiss Ad hoc Chor, Dir. Alfredo Montemurro Regie: Samuel Schwarz, Dramaturgie: Mathias Balzer, Raum und Licht: Philipp Stengele, Fotoprojektionen: Jules Spinatsch, Sounddesign: Michael Sauter, Kostüme: Rudolf Jost, Make-up: Nora-Li Hess. Produktionsleitung: Roman Weishaupt

Der Bündner Held tritt am 21. und 22. Oktober 2011 im Palazzo Castelmur im Bergell auf

2009 hat im Theater Chur die Theatersaga “Jenatsch”, frei nach dem berühmten Roman von Conrad Ferdinand Meyer, Premiere gefeiert. Es handelt sich um die erste gemeinsame Produktion von 400asa und der Produzentengemeinschaft Churer Ensemble. Das Stück wurde im Fabriktheater Rote Fabrik Zürich aufgeführt und entsteht nun auf Einladung der Società culturale/Pgi Bregaglia, in einer neuen, einer bergeller Fassung. Diese richtet sich an ein italienischsprachiges Publikum und ist speziell für die barocken Räumlichkeiten des noblen Wohnsitzes der Castelmur in Coltura gedacht.

Der Pfarrer, Feldherr und Politiker Jürg Jenatsch (1596 – 1639) war die zentrale Figur während des dreissigjährigen Krieges in Graubünden. Anfangs auf der protestantischen Seite in der französischen Armee unter Duc de Rohan kämpfend, verriet er letztendlich seinen Mentor und schlug sich als Konvertit zum katholischen Glauben auf die Seite von Spanien-Österreich. Jenatsch wurde an der Churer Fasnacht von einem Mann in einem Bärenkostüm mit einer Axt erschlagen. Oder war es doch eine Frau? Der Mord wurde nie geklärt und der Bündner Rabauke wäre wohl nur noch Historikern präsent, hätte C. F. Meyer mit “Jürg Jenatsch” ihm nicht ein literarisches Denkmal gesetzt und ihn zu einem Helden gemacht, schlicht zum Freiheitskämpfer Graubündens. Die Zutaten für einen literarischen Blockbuster waren vorhanden: ein junger, heissblütiger protestantischer Pfarrer im unwegsamen Graubünden, sein Aufstieg vom Söldner zum Feldherrn, eine unerfüllte Lovestory zu Lukretia von Planta, ein ungesühnter Mord vor einem Kamin, die Erlangung von Macht durch Verrat und ein blutiger Showdown am Karneval. Das ganze gewürzt mit europäischer Politik und Geschichte, denn Jenatsch war nicht bloss Kraftmensch, sondern auch gewandter Politiker und Diplomat.
c/o Roman Weishaupt, Produktionsleitung roman.weishaupt@gmx.ch
Seit Mai 2008 sind 400asa und das Churer Ensemble mit Regisseur Samuel Schwarz nun auf den Spuren dieses gewaltigen Stoffes. Quellen wurden gesichtet, Archive durchforstet, Interviews mit Historikern und Politikern gemacht und immer wieder Meyers Roman gelesen. Allmählich tat sich die Kluft zwischen dichterischer Fiktion und historischer Genauigkeit auf. Es begann sich so eine Inszenierung auf dem Modell eines fiktiven Jenatschkolloquiums zu entwickeln, in dem romanhafte Figuren und gegenwärtige Gestalten sich über historische und überhistorische Wahrheiten unterhalten. Das “World Jenatsch Forum”, eine üppige Theateraufführung von mehreren Stunden, dann für die Tournee reduziert, wird bald für das Bergell neu geboren werden. Als Bühnenbild gelten weiter die gewaltigen Bildtableaus des Davoser Photographen Jules Spinatsch, die während einer Recherchewanderung zwischen dem Engadin und dem Veltlin, auf den Spuren Jenatschs und seines Autoren, entstanden sind.

Ob der Bündner Freiheitskämpfer auch mal im italienischbündnerischen Bergell war, ist historisch nicht nachgewiesen, doch schwer auszuschliessen: das Tal ist seit jeher eine privilegierte Transitzone zwischen dem Norden und dem Süden, und fest steht dass Jenatsch mehrmals den Splügenpass überquerte und sich im benachbarten Engadin aufhielt.

“C’era una volta Jürg Jenatsch” heisst die reale oder fiktive Rückkehr von Jenatsch ins Bergell willkommen und verheisst das Geheimnis über die Grabstätte der Ehefrau Lucia zu enthüllen. Es handelt sich um eine einzigartige Möglichkeit, das lokale Publikum mit den Potentialen der gegenwärtigen Theaterkunst zu konfrontieren, und zelebriert gleichzeitig auch die Bereitschaft der urbanen Zentren auf einen Dialog mit den Randregionen einzugehen.

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“Jenatsch” wurde von «Nachtkritik» als eine der bemerkenswertesten Inszenierungen des Jahres 2009 ausgezeichnet. Die NZZ schrieb unter dem Titel «Folter im Wellnesstempel» zur Churer Premiere im Oktober 2009: «Was ist aus dem Freistaat der drei Bünde geworden, diesem Hort eigensinniger und urwüchsiger Bergler, einem republikanischen Sonderfall im Europa der frühen Neuzeit? Ein Resort für Wellnesstouristen und Kongressteilnehmer. (...) Mit dem Epilog, in dem die zur Tourismusdirektorin gewandelte, nicht mehr bärtig- leidenschaftliche, sondern blond gezopfte Lucrezia den früheren Testosteronreichtum der Bündner zur Standortförderung nutzen will, verschiebt sich der Fokus ganz auf das unterschwellige Anliegen der Inszenierung: die Rückbesinnung auf eine (kreative) Anarchie ohne Vereinnahmung durch Politik und Tourismus – oder anders gesagt: die Befreiung Graubündens aus dem Nebel der Wellnesstempel.»

400asa&Churer Ensemble
“Jenatsch” ist die erste gemeinsame Produktion von 400asa und der Produzentengemeinschaft Churer Ensemble, welcher Mathias Balzer (freischaffender Produzent und Dramaturg), der Bühnenbildner Duri Bischoff, Samuel Schwarz (400asa Zürich) und Roman Weishaupt (Theaterpädagoge) angehören. Markus Luchsinger, der im Juli 2009 verstorbene künstlerische Leiter des Theaters Chur, zählte ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern und hat die Konzeption dieser ersten Inszenierung mitgeprägt. Ausgangspunkt dieser Zusammenarbeit der Bündner und Zürcher Theaterschaffenden war die Inszenierung des Stückes «Der Bus» von Lukas Bärfuss, die im Herbst 2007 am Theater Chur zur Aufführung kam.

Weitere Informationen: Società culturale/Pgi Bregaglia, T +41 (0)81 822 17 11, www.pgi.ch/bregaglia Zürcher Trailer: http://www.youtube.com/400asa#p/u/1/9-s7WXGNQSM

begrenzte Anzahl Sitzplätze (Reservierung empfohlen) Reservierungen: Bregaglia Engadin Turismo +41 (0)81 822 15 55